Sport als Jungbrunnen
Wer möchte nicht wieder so sein wie als Zwanzigjähriger? Doch der Traum von der ewigen Jugend ist trotz High-Tech-Medizin und Genforschung noch immer fern. Aber es besteht Hoffnung: US-Forscher konnten zeigen, dass sich mit ein wenig Bewegung das Rad der Zeit drastisch zurück drehen lässt, zumindest was das Herz-Kreislauf-System und die Lunge betrifft.
Nach dreißig Jahren wieder im Visier der Wissenschaft
Die aktuellen Forschungsergebnisse knüpfen an eine sportmedizinische Untersuchung an, die 1966 an fünf, damals zwanzigjährigen, gesunden Männern durchgeführt wurde. In der viel zitierten "Dallas Bed Rest and Training Study" wurden die Auswirkungen einer dreiwöchigen strikten Bettruhe und eines darauf folgenden Fitnessprogramms auf Herz-Kreislauf-System und Lunge gemessen. Die gleichen fünf Männer wurden nun für eine Nachfolgestudie "einberufen". Ebenso wie die ursprüngliche Arbeit wurde die aktuelle Untersuchung nun im Fachjournal „Circulation“ veröffentlicht.
Bettruhe schlimmer als Altern
Im Team von Darren McGuire vom „Southwestern Center“ der Universität von Texas in Dallas arbeiteten auch zwei Wissenschaftler mit, die schon 1966 dabei waren. Damals wollte man die Auswirkungen von absoluter Untätigkeit auf das Herz-Kreislauf-System messen und dann sehen, ob es gelingt den Organismus wieder zu regenerieren. Damals hatte sich gezeigt, dass die Bettruhe verheerende Auswirkungen auf die Fitness hat und sich beispielsweise die Lungenkapazität drastisch reduziert. Diesmal sollten die Auswirkungen des normalen Alterungsvorgangs überprüft werden.
Die mittlerweile über 50-jährigen Männer hatten ein recht unsportliches Leben geführt. Im Schnitt hatten sie beim Gewicht um 25 Prozent zugelegt, ihr Körperfettanteil verdoppelte sich gar von 14 auf 28 Prozent. Die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität hatte sich hingegen in drei Jahrzehnten um 11 Prozent reduziert. Doch diese Werte, so Studienleiter McGuire, waren im Vergleich mit den Werten nach der Bettruhe dreißig Jahre zuvor, gar nicht so schlecht. "Die drei Wochen Bettruhe, der sich die fünf Männer als Zwanzigjährige unterzogen hatten, wirkten sich wesentlich schlimmer auf das Herz-Kreislauf-System und auf die Lungenfunktion aus als 30 Jahre normales Altern".
Sechs Monate Training
Nach dieser ersten Untersuchung absolvierten die fünf Männer für ein halbes Jahr ein individuell erstelltes Trainingsprogramm: drei joggten, einer übte sich im walken und der fünfte trainierte auf seinem Fahrrad-Hometrainer. Jede Woche wurde das Trainingspensum erhöht, im Durchschnitt bewegten sich die Teilnehmer vier bis fünf Mal pro Woche für etwa eine Stunde. Die Probanden wurden mit Pulsmessern ausgestattet, damit sie die vorgegebene Trainingsintensität von 75 Prozent ihres Maximalpulses genau einhalten konnten. Alle Männer beendeten ihr Trainingsprogramm ohne Verletzungen.
Jungbrunnen Sport
Nach dem Fitnessprogramm wurden die Männer erneut untersucht. Dabei erreichten die 50-jährigen Teilnehmer Werte, die bei ihnen schon als Zwanzigjährige gemessen worden waren. So stieg beispielsweise ihre Lungenkapazität durchschnittlich um 14 Prozent, was den elfprozentigen Verlust aus den vergangenen dreißig Jahren mehr als wett machte. Das Trainingsprogramm stoppte also nicht nur den Alterungsprozess, es machte ihn sogar rückgängig. Beide Studien zeigen klar, dass sich körperliche Aktivität positiv auf das Herz-Kreislauf-System und auf die Lunge auswirkt, ein moderates Ausdauertraining gleicht den altersbedingten Verlust der Herz-Kreislauf-Kapazität zu 100 Prozent aus.
Damit ist erwiesen, dass auch Menschen, die erst im höheren Alter körperlich aktiv werden, stark profitieren, die Ergebnisse zeigen aber auch, wie schnell man seine Fitness wieder verlieren kann. Sportliche Betätigung muss deshalb ebenso zur Gewohnheit werden wie Zähne putzen oder duschen.